„Wichtig ist, eine gemeinsame Sprache zu finden“

DREI FRAGEN AN… Michael Pues, Pfarrer der Evangelischen Studierendengemeinde (ESG) in Bonn zur Frage, wie man mit jungen Menschen über Gott ins Gespräch kommt. Das war auch Thema auf der Hauptamtlichenkonferenz des Verbandes der Evangelischen Studierendengemeinden in Deutschland, die vom 21. bis 24. Februar in Bonn getagt hat.

Michael Pues ist Pfarrer der Evangelischen Studierendengemeinde in Bonn.

Herr Pues, „Von Gott reden – aber wie?“, diese Frage hat Sie und Ihre etwa 40 Kolleginnen und Kollegen beschäftigt. Welche Antwort haben Sie darauf gefunden?

Michael Pues: Darauf gibt es nicht die eine Antwort. Und wir müssen auch nicht so tun, als hätten wir diese. Das hat Präses Thorsten Latzel bei einem Empfang zu Beginn der Tagung gesagt. Wir dürfen auch mal Leerstellen stehen lassen. Das hat mir gut gefallen. Aber es gibt natürlich viele Wege, über Gott zu reden. Kunst ist eine wunderbare Möglichkeit, um mit jungen Menschen über religiöse Fragen ins Gespräch zu kommen. Das Thema ist auf der Tagung immer wieder aufgetaucht, zum Beispiel auf einer Podiumsdiskussion mit der Presse- und Öffentlichkeitsbeauftragten des Kunstmuseums in Bonn. Mit ihr hat unsere ESG bei der letzten Kirchennacht ein Projekt zu einer Klanginstallation in einem leerstehenden Schwimmbad auf die Beine gestellt. Die Klänge, die dort zu hören waren, hatten an sich schon etwas sehr religiös-meditatives und wir haben dazu gedankliche Impulse auf Plakaten ausgehängt. Am Ausgang haben wir die Leute befragt, wie sie die Installation erlebt haben und das hat zu vielen guten Gesprächen geführt. Es hilft manchmal, an besonderen Orten zu sein, wo man die Frage nach Gott vielleicht gar nicht vermutet.

Und jenseits von besonderen Projekten – wie reden Sie in Ihrem ESG-Alltag mit Studierenden über Gott?

Pues:  Dazu braucht es erstmal einen guten Kontakt, eine Vertrauensbasis. Dann können Gespräche über Gott und den Glauben entstehen, bei unseren Veranstaltungen, beim gemeinsamen Essen oder auch ganz spontan zwischen Tür und Angel. Oder es gibt einen bestimmten Anlass und man verabredet sich zu einem Seelsorgegespräch. Wenn jemand in der ESG Beratung sucht, schwingt eine religiöse Dimension häufig mit.  Wenn zum Beispiel die eigene Vorstellung von Gott zur Sprache gebracht wird: Wie war das früher und wie sehe ich das heute? Wichtig ist auch, eine gemeinsame Sprache zu finden. Also, mit Worten von heute zu reden und Bilder zu benutzen, die nicht zu banal sind.  „Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer“ trifft es für mich jetzt weniger.

Welche Rolle spielt Religion im Leben von Studierenden?

Pues: Religion findet an der Hochschule statt. Wissenschaftler und Studierende kommen auch mit ihren religiösen Fragen an den Uni-Campus. Hier in Bonn haben wir das Glück, als ESG an den Hochschulen sehr willkommen zu sein. Das ist nicht selbstverständlich, es gibt auch Unis mit der Haltung, dass Religion reine Privatsache ist.

  • 24.2.2022
  • Christina Schramm
  • ESG Bonn