DEZEMBER 2024
Der Wald gehört allen – und braucht unsere Hilfe
Im Eingang der Reformierten Kirche am Markt steht ein Baumstumpf mit aufgesetztem Nistkasten. Darauf steht: „Für den Öko-Fonds“. Dies ist kein Nistkasten. Hier kann, hier soll man Geld einwerfen. Aber was ist der „Öko-Fonds“? Wofür wird hier Geld gesammelt?
Die Reformierte Gemeinde ist, das ist mittlerweile wohl bekannt, mit etwa 30 Hektar Wald ein großer Waldbesitzer in Radevormwald. Und dieser Wald ist, wie viele Wälder ringsherum, hilfebedürftig. Der Borkenkäfer hat nahezu den gesamten Fichtenbestand zum Absterben gebracht. Es waren in den letzten Jahren umfangreiche Abholzungen und Aufforstungen notwendig, um in Zukunft einen dem veränderten Klima angepassten, robusten und vielfältigen Wald zu schaffen. Um dies alles zu organisieren, hat die Gemeinde einen Arbeitskreis Wald gebildet. Sie nennen sich selbst die Waldfreunde. Sie planen und betreuen, zusammen mit Förster Stefan Wende, die notwendigen Schritte zu diesem Ziel.
Mit der Fusion unserer drei landeskirchlichen evangelischen Gemeinden in Rade werden auch die Wälder in den Besitz der neuen, „Evangelischen Gemeinde“ übergehen. Es wurde deshalb unlängst beschlossen, die Betreuung der Wälder schon jetzt gemeinsam anzugehen. Die Gemeinde Dahlerau-Remlingrade hat ebenfalls Waldbesitz: etwa 7 Hektar. Die Lutheraner kommen mit einer Kleinparzelle (0,1 ha) dazu.
Der Arbeitskreis Wald hat Frau Kerstin Jahn als neues Mitglied aufgenommen. Gemeinsam werden wir nun vor allem die Pflege der Neuanpflanzungen sicherstellen.
Obwohl die Baumsetzlinge mit Hülsen vor Wildverbiss geschützt sind, schaffen es immer wieder findige Rehböcke, diese umzuwerfen oder abzuziehen, um an die zarten Triebe der kleinen Bäume zu gelangen. Wildwuchernde Farne und Brombeergeflechte haben im letzten Sommer den neu gesetzten Waldrandsträuchern das Licht und die Nährstoffe „gestohlen“ und damit zum Absterben gebracht. Die Waldrandbepflanzung soll später den Wald bei Stürmen abschirmen.
Wir müssen nun fast die Hälfte der Sträucher neu pflanzen. Diesmal erhalten sie jedoch einen biologischen Verbissschutz: die Köpfe der Setzlinge werden vor dem Einpflanzen in ein Mittel getaucht, das einen unangenehmen Geruch verbreitet.
Die Schutzhülsen der Bäumchen müssen immer wieder kontrolliert und gerichtet werden.
Wonach klingt das Beschriebene?
Ja, nach Arbeit und Kosten. Früher hat der Wald der Gemeinde immer etwas Geld eingebracht, durch Holzverkauf und Jagdpachten. Seit etwa zwei Jahren kostet er mehr als er einbringt. Und das wird sich in den nächsten Jahren erst allmählich wieder ändern. Wir werden den jungen Wald weiter pflegen müssen und nicht alles werden wir im Eigenarbeit leisten können.
Deshalb steht das Öko-Fonds-Nistkasten in der Reformierten Kirche. Wenn Sie mithelfen wollen, die Wälder unserer Gemeinden zukunftsfähig zu machen, werfen Sie Ihren Beitrag in das Häuschen. Die Farbe der Scheine spielt dabei keine Rolle.
Jürgen Richter, Waldbeauftragter
HINWEIS ZUR STIFTUNG DER REFORMIERTEN GEMEINE:
Aufgrund der anstehenden Fusion ist der bisherige Zweck „Erhalt der Gemeinde mit eigener Pfarrstelle“ nicht mehr sinnvoll.
Stiftungsrat und BevollmächtigtenAusschuss haben deshalb eine Änderung beschlossen. Ab sofort wird die Stifung sich für den Erhalt der Wälder und für die Pflege der Wälder und anderer Grünflächen einsetzen. Ihre Spenden werden ab sofort dafür eingesetzt
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OKTOBER 2022
Aufforstung unserer Wälder
Mit dem Titel: „Als die Wälder noch rauschten“ haben wir im am 22. Oktober zu einer Waldausstellung in die Kirche eingeladen.
Hier ein Bericht zu dieser Ausstellung von Dr. Peter Herche:
(Diesen Bericht finden Sie auch im Gemeindebrief 215, Dezember 2022 bis Februar 2023)
Die Schöpfung bewahren – unsere Wälder nachhaltig und ökologisch bewirtschaften.
„Und Gott nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, damit er ihn bebaute und bewahrte“ (1. Mose 2, Vers 15). So sieht die Bibel die Aufgabe der Menschen auf unserem Planeten Erde. Unsere Kirchengemeinde will diesen Auftrag annehmen. Dank zahlreicher Schenkungen ist unsere Gemeinde zur größten privaten Waldbesitzerin in Radevormwald geworden. Wir sehen uns in einer besonderen Verantwortung, unsere Wälder nachhaltig und ökologisch zu bewirtschaften. Dafür bitten wir Sie um Ihre Unterstützung.
Mehr als ein Drittel unserer Waldstücke sind geschädigt oder vernichtet. Ursache ist die Trockenheit der vergangenen vier Jahre. Unsere Bäume wurden dadurch so geschwächt, dass viele sich nicht mehr ausreichend gegen Schädlinge zur Wehr setzen konnten. Die größte Gefahr ging dabei vom Borkenkäfer aus. Wir wollen unsere Wälder wieder aufforsten und auch die natürliche Wiederbesiedlung unterstützen.
Um auf die prekäre Situation unserer Wälder aufmerksam zu machen, haben wir am 22. Oktober in unserer Kirche eine Ausstellung eröffnet. Die Idee dazu hatte der Forstbeauftragte und Presbyter unserer Gemeinde Jürgen Richter. Unterstützt wurde er dabei von unseren Förstern Bernhard Priggel und Stefan Wende. Beide standen an diesem Samstag für Informationen und für Gespräche zur Verfügung. Unser Jugendpresbyter Leon Partenheimer steuerte ein Video bei, mit dem er den Wald und die Töne des Waldes erlebbar machte.

In unserer Ausstellung konnte man einige der Setzlinge sehen, die wir für die Aufforstung geschenkt bekommen haben. Weitere Jungpflanzen müssen wir zukaufen. Die Setzlinge werden nach dem Einsetzen aufwendig mit Kunststoffrohren oder Netzen gegen Wildschäden geschützt.


Infotafeln informierten über die Standorte unserer Waldstücke und über die Bedeutung der Wälder für unser Ökosystem.
Die Gemeinde hat ca. 31 ha Waldfläche


Außerdem konnte man den Wald an verschiedenen Stationen, die Presbyterin Regine Beuving aufgebaut hat, beobachten und erkunden:
So waren z.B. winzige Waldbewohner zu sehen, und in Grabbelkästen fand man so einiges, was im Wald vorkommt.
Für die kleinen Besucher der Ausstellung lagen Ausmalbilder zum Thema Wald bereit, dazu eine eigene Grabbelkiste mit Süßigkeiten.
Die Großen konnten einen feinen Baumkuchen genießen, mundgerecht als Baumscheiben serviert. ph
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Informationen zu den Pflichten eines Waldbesitzers (Aufstellung von Förster Stefan Wende)
Der Waldbesitzer und die Forstbetriebsgemeinschaft in Radevormwald
– als Verantwortlicher über sein Eigentum
– §14 Grundgesetz: „Eigentum verpflichtet“
– im Sinne seiner sich selbst gesteckten waldwirtschaftlichen Ziele
– kann für sich selbst Zuschüsse beantragen
Die Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Radevormwald
- … ist ein Zusammenschluss interessierter Waldbesitzer um eine Verbesserung der Waldbewirtschaftung zu erreichen.
- Die FBG kann gebündelt für mehrere Waldbesitzer Zuschüsse des Landes, des Bundes und der EU beantragen um über die Bagatellgrenze zu kommen.
- Die forstfachliche Betreuung der Waldbesitzer in der FBG erfolgt über einen frei gewählten Dienstleister mit studierter forstfachlicher Laufbahn
- Der größte Teil der Dienstleistungen ist seit dem 01.01.2022 kostenpflichtig
- Die rechtliche und allgemein informative Beratung sowie die hoheitliche Betreuung erfolgt weiterhin kostenfrei für den Waldbesitzer durch den Landesbetrieb Wald und Holz NRW, vertreten in Radevormwald durch den Förster Stefan Wende; Tel.: 0171 587 0862
- über 80% der Waldfläche Radevormwalds gehören zur FBG
Die FBG Radevormwald hat ein Forsteinrichtungswerk (Forstplanung) vom 01.01.2013. Demnach sind:
- 51,6% der Fläche Nadelholz (hauptsächlich Fichte)
- 48,4% der Fläche Laubholz (hauptsächlich Eiche und Buche)
Waldflächenaufteilung:
Gesamt: 1126 ha
2 Waldbesitzer 100-200ha
2 Waldbesitzer 25-50ha
15 Waldbesitzer 10-25ha
114 Waldbesitzer 2-10ha
54 Waldbesitzer <2ha
Die Waldflächen der einzelnen Waldbesitzer sind nur selten zusammenhängend. Sie unterteilen sich auf mehrere Parzellen in verschiedenen Fluren. Dies macht eine Vermarktung des Holzes schwierig.
Problem bei der kommenden Wiederaufforstung: Hohe Rehwildbestände führen zu Verbissschäden an den jungen Pflanzen.

